Über sich selbst sagt Josh.: „Ich bin eigentlich ein witziger Mensch.“
Mit „Cordula Grün“ konnte Josh. 2018 einen riesen Hit landen und den Durchbruch feiern. Unlängst machte der Wiener Popmusiker seine Behandlung gegen Burn-out und Depression publik. „Ich hatte eine schwere Krankheit, jetzt ist es normal wie bei jedem anderen: Mal geht es mir gut, mal nicht so gut“, sagt der 37-Jährige im APA-Interview. „Aber ich bin eigentlich ein witziger Mensch.“ Auf seinem neuen Album „Reparatur“ soll man die ernste und die fröhliche Seite spüren.
Josh.: „Habe schon vor ‚Cordula Grün‘ ruhigere Musik gemacht“
Josh. hat sich mit humorvollen Liedern einen Namen gemacht, auf dem dritten Album hört man nun auch einen nachdenklichen Sänger. Für den Musiker selbst keine Überraschung: „Ich habe schon vor ‚Cordula Grün‘ ruhigere Musik gemacht, dann immer wieder witzige Songs eingestreut, die sehr erfolgreich geworden sind.“ Es hätte ja auch das erste Album „Von Mädchen und Farben“ (2019) mit „Melodie verloren“ ein „sehr tragendes Lied“ enthalten. „Darum war für mich keine Veränderung erkennbar. Anhand der Reaktionen ist mir aber klar, dass es von außen so wirkt“, so Josh.
Auch wenn „Reparatur“ den stilistischen roten Faden von Josh. weiterspinnt, findet man darauf doch einige bei ihm noch nicht gehörte Klänge, die an die Achtziger erinnern. Geplant sei das nicht gewesen, betont der Sänger und Songschreiber: „Ich habe nach Sounds gesucht, die ich noch nicht 40.000 Mal verwendet habe. Und es hat auch unfassbar Spaß gemacht, sich ein paar alte Synthesizer und Gitarrenverstärker zuzulegen.“ Sein Produzent Florian Koch sei ein riesen Toto-Fan, erzählt Josh., der selbst „keine große Affinität“ zu diesem Sound hatte. „Wir haben dann verschiedene Sachen ausprobiert und immer wieder mal zu solchen Eighties-Sounds gegriffen – das Ergebnis ist ein bisschen ein Zufall“, schmunzelt der Musiker.
Erfolgsdruck kein Fremdwort
Auf Erfolgsdruck nach „Cordula Grün“ angesprochen, meint Josh., beim Arbeiten an zweiten Album „Teilzeitromantik“ (2021) hätte er diesen verspürt: „Ich habe mir damals gedacht, dass man so etwas vom Erfolg her eigentlich nie wiederholen kann – und dass man das extrem spüren wird, wenn auf dem zweiten Album kein Superhit drauf ist.“ Aber dann habe die Single „Expresso & Tschianti“, die Doppelplatin in Österreich erreichte, diese Gedanken weggewischt. Nachsatz: „Für mich ist etwas Schönes passiert, weil die Leute inzwischen nicht nur die beiden Hit-Singles hören. Ein Hit reicht nicht, dass Leute 20 oder 30 Euro Eintritt für ein Konzert zahlen. Jetzt kommen sie aber, weil ihnen mein ganzer Katalog gefällt. Deshalb bin ich gerade so glücklich.“
Die Single „Ich gehör repariert“ behandelt die Erkrankung des Musikers. „Es wäre als Songschreiber arg gewesen, diese Zeit auszulassen“, meint er. Er spreche auch offen darüber: „Ich hab die Krankheit kennengelernt, war in einer Klinik und hab gemerkt, dass an manchen Ecken zu wenig Budget da ist für solche Sachen.“ Als Prominenter möchte er dem Thema mehr Aufmerksamkeit verschaffen. „Es ist blöd in unserer Gesellschaft, wenn man sich nicht früh genug helfen lässt und dann ein Jahr nicht arbeiten kann oder man sogar seinen Job verliert, weil es einfach nicht mehr geht.“
Josh.: „Das wäre dann auch nicht ich“
Die ernsten Texte verpackt Josh. allerdings in durchaus fröhliche Melodien. Ganz bewusst, sagt er: „Wenn man ein Thema wie Burn-out und Depression beschreibt und auch noch moll-lastige Musik dazu macht, wird es irgendwann unhörbar. Das wäre dann auch nicht ich.“
Die Songs von Josh. sind oft im Radio zu hören, quer durch fast alle Sender. Berührungsängste vor Regionalprogrammen habe er keine: „Am Anfang habe ich mir gedacht, ich will gar nicht, dass meine Musik auf Radio Burgenland rennt, weil da vorher und nachher ein Schlager kommt. Aber das ist Unsinn“, betont der Liedermacher. „Wenn es Menschen gibt, die beides gerne hören, warum nicht? Wenn diese Leute dann auch noch zu den Konzerten kommen, live E-Gitarren und ein relativ rockiges Schlagzeug hören, das mögen und dann wieder zu Helene Fischer gehen, ist das für mich vollkommen in Ordnung.“
(Das Interview führte Wolfgang Hauptmann/APA)
(APA/Red)
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