Der Prozess gegen Ex-Burg-Schauspieler Florian Teichtmeister, der am Dienstag am Wiener Landesgericht über die Bühne gehen wird, wirft auch Sicherheitsfragen auf. Nachdem am vergangenen Wochenende im Geburtsort der Mutter Teichtmeisters von vorgeblichen Kinderschützern, die großteils der rechten Szene zuzurechnen waren, eine Demonstration stattgefunden hat, bei der ein Galgen mitgeführt wurde, ist man am Landesgericht und bei der Polizei in erhöhter Alarmbereitschaft.
Wie die Landespolizeidirektion auf APA-Anfrage mitteilte, wird für Dienstag eine Versammlung zum Thema „Hände weg von unseren Kindern“ in der näheren Umgebung des Landesgerichts stattfinden. Die von einer Privatperson angemeldete Kundgebung wird sich im Zeitraum 8.00 bis 15.00 Uhr von der Landesgerichtsstraße bis zur Wickenburggasse erstrecken. 250 Teilnehmer werden erwartet. Auf die Frage, wie viele Beamtinnen und Beamte zur Gewährleistung der Sicherheit der Teichtmeister-Verhandlung abgestellt sind, verwies die Pressestelle der Polizei auf „mehrere hundert Beamte“, die in den kommenden Tagen „im Großeinsatz“ stünden, „da auch eine Protestwoche der Klimaaktivistinnen und -aktivisten und andere Großereignisse in Wien stattfinden“.
Gerichtssprecherin Christina Salzborn bekräftigte Montagmittag auf APA-Anfrage, dass es auch seitens der Justiz verstärkte Sicherheitsvorkehrungen geben wird. Die Security-Kräfte im Gericht wurden aufgestockt. Die Justiz hat zu gewährleisten, dass Teichtmeister, dem der Besitz und die Herstellung von insgesamt 76.000 Dateien mit Missbrauchsdarstellungen von Kindern und Jugendlichen vorgeworfen wird, unbeschadet ins Gericht gelangt und im Zusammenhang mit der Verhandlung seine körperliche Unversehrtheit garantiert ist. Diesbezüglich steht das Landesgericht seit Tagen in engem Austausch mit der Polizei. Zivile und uniformierte Beamte werden den Innen- und Außenbereich des Landesgerichts sichern, um einen geregelten Prozessablauf zu gewährleisten, betonte die Landespolizeidirektion.
„Es geht schon in Richtung gesundes Volksempfinden und Volksgerichtshof“, kommentierte der prominente Wiener Strafverteidiger Rudolf Mayer die jüngsten Auswüchse um das Teichtmeister-Verfahren. Prozesse wegen Besitzes und Herstellung von Kindesmissbrauchsmaterial – im Vorjahr gab es laut Justizministerium österreichweit 403 Verurteilungen – würden von den Gerichten üblicherweise binnen 30 Minuten und ohne öffentliches Interesse erledigt: „Wenn das kein Schauspieler ist, interessiert das keinen Menschen.“ Sein Mandant sei aber zuversichtlich, dass es für ihn vor Gericht keinen „Promi-Malus“ geben wird, sagte Mayer, der gemeinsam mit Verteidiger Philipp Wolm Teichtmeister vertreten wird, Montagmittag im Gespräch mit der APA: „Er ist sich gewiss, dass dieses Verfahren wie jedes andere Verfahren rechtsstaatlich und unbeeinflusst von irgendwelchen Demonstrationen ablaufen wird.“
In den vergangenen Wochen und Monaten hatten vor allem Boulevardmedien ausführlich über den 43-jährigen Schauspieler berichtet, der bis zum Vorjahr im Theater und im Film reüssiert hatte. An der Burg gab Teichtmeister den Caliban in „Der Sturm“, Burgtheater-Direktor Martin Kusej besetzte noch im Herbst 2022 Teichtmeister in einer Hauptrolle in dem von ihm inszenierten Stück „Nebenan“, das nach der Entlassung des Schauspielers im Jänner 2023 abgesetzt wurde. In Marie Kreutzers Sisi-Film „Corsage“ war Teichtmeister neben Vicky Krieps als Kaiser Franz Joseph zu sehen.
Zuletzt getraute sich Teichtmeister nicht mehr öffentliche Verkehrsmittel oder Taxis zu benutzen, weil er Anfeindungen befürchtete. Vorangegangen war mediale Empörung bei bestimmten Kommunikationskanälen, nachdem Teichtmeister bei Lokalbesuchen fotografiert worden waren. In weiterer Folge wurden sogar Listen mit Lokalen veröffentlicht, die Teichtmeister nicht mehr bewirten wollten.
(APA)
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